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Sind Rinder Klimakiller?
Der Versuch einer ausgewogenen Betrachtung
Die Stimmung in den Medien ist überwiegend eindeutig: Rinder sind schädlich für das Klima. Sie erzeugen Methan, ein Gas, das als 25mal klimarelevanter als CO2 [1] gilt. Es entsteht durch die Verdauung von Gräsern im Pansen. Wollen wir unser Klima schützen, müssen wir die Bildung von Methan vermeiden. Ist es wirklich so trivial? Wie so oft, sind die Zusammenhänge komplexer.
Landläufig wird das Ziel verfolgt, möglichst wenig Methan pro erzeugter Einheit Fleisch oder Milch zu produzieren. Die Leistung der Tiere wird möglichst erhöht. Das erfordert den Einsatz von konzentriertem Kraftfutter. Doch dies hat Folgen, die meist nicht berücksichtigt werden. Zwar werden so je Einheit Milch oder Fleisch die Methangas-Emissionen gesenkt. Doch die für die Erzeugung von Getreide- und eiweißhaltigem Futter oft eingesetzten chemisch-synthetischen Düngemittel führen zu deutlich schädlicheren Lachgasemissionen bei deren Umsetzung im Boden. Lachgas ist 300mal klimarelevanter als C02 [2] und hat somit zwölfmal stärkere Auswirkungen als Methan. Das CO2 für die Herstellung und den Transport des Futters muss zusätzlich berücksichtigt werden. Diese Rechnung geht also nicht auf.
Oft wird gefordert, das Land für den Futtermittelanbau solle direkt zur Bekämpfung des Welthungers mit pflanzlichen Nahrungsmitteln eingesetzt werden. Doch nicht jedes Land eignet sich für den Ackerbau, also Gemüse-, Kartoffel- oder Getreideerzeugung. Nur Wiederkäuer sind in der Lage, Gräser zu für den Menschen verwertbaren Nahrungsmitteln zu veredeln. Und gerade in Regionen mit hohem Anteil von nicht ackerfähigem Weideland ist die Bevölkerung oft abhängig von der Nutzung dieser unwegsamen oder kargen Gebiete als Weideland [3]. Für die weltweite Ernährung ist das Rind somit eine wichtige Nährstoffquelle, auch wenn wir in den westlichen Industrieländern unangemessen viel tierische Nahrung zu uns nehmen. Sinnvoll hingegen wäre es, die zur Erzeugung von Kraftfutter genutzten Ackerflächen (Getreide, Mais, Soja…) für die menschliche Ernährung zu nutzen.
Der Nutzen von Weideland wird in einem wichtigen Aspekt oft unterschätzt. Wenig verbreitet ist das Wissen darüber, dass Grasland große Mengen Kohlenstoff speichern kann. Gräser nehmen durch Photosynthese CO2 auf. Wird das Wachstum der Gräser durch Rinderbisse gefördert, verstärkt sich dieser Effekt noch. Mit der Verrottung ihrer Feinwurzeln bildet sich Humus, der mit jeder Tonne die Atmosphäre um ca. 1,8 Tonnen CO2 entlastet [4]. So speichert Grasland weltweit sogar mehr Kohlenstoff als Wälder [5]. Außerdem werden Fruchtbarkeit und Wasserspeicherfähigkeit des Bodens durch Humus deutlich erhöht, was in Zeiten zunehmender Dürren mehr als ein angenehmer Nebeneffekt ist.
Ob das Rind ein Klimakiller ist, hängt also davon ab, wie verantwortungsbewusst und nachhaltig wir mit Tier und Natur umgehen. Durch extensive Haltung auf der Weide, möglichst geringen Einsatz von Düngemitteln und Kraftfutter sowie den Verzicht auf extreme Leistungsziele können sie einen wichtigen Beitrag zur Ernährung und der Entlastung des Klimas leisten.
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1] AÖL 16.12.2020, Information des AK Tier und Fleisch gemeinsam mit Anita Idel, Das Rind und das Klima, S. 2
2] AÖL 16.12.2020, Information des AK Tier und Fleisch gemeinsam mit Anita Idel, Das Rind und das Klima, S.
3] Vom_Mythos_der_klimasmarten_Landwirdschaft.pdf (anita-idel.de), S. 51
4] AÖL 16.12.2020, Information des AK Tier und Fleisch gemeinsam mit Anita Idel, Das Rind und das Klima, S.1
5] https://www.quarks.de/umwelt/so-viel-kohlenstoff-wird-in-unseren-boeden-gespeichert/
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