18.06.2021 - Tags:

Traurig aber wahr: „Klimawandel-Gemüse“


Man kennt bei Obst und Gemüse ja die Bezeichnung 1. Wahl und 2. Wahl. Da wird die gesamte Ernte aufgeteilt in die schönen Exemplare und diejenigen mit leichten Mängeln. Aber was, wenn man diese Wahl gar nicht hat?

Es ist eine traurige Premiere, aber wir kommen nun nicht umhin eine neue Bezeichnung einzuführen: das „Klimawandel“-Gemüse.

Anlass ist der Broccoli und natürlich das verflixte Wetter der letzten Wochen. Man erinnere sich an den ungewöhnlich kühlen und nassen Frühling. Hier sollten die Jungpflanzen eigentlich ein kräftiges Wurzelsystem ausbilden. Stattdessen stockte das Wachstum komplett und im dauernassen Oberboden kam es sogar teils zu Sauerstoffmangel an den Wurzeln.

Kaum drei Wochen später rollt die Hitzewelle heran. Die bereits geschwächten Pflanzen haben dem nichts entgegen zu setzen. In ihrer Not stecken sie alle Kraft in eine schnelle Blütenbildung. Statt kompakte, langsam wachsende Köpfe bilden sie innerhalb kürzester Zeit eher lockere Blütenstände. Die wollen auch sogleich anfangen zu blühen.

Letzteres ist eigentlich ein Ausschlusskriterium für den Verkauf. Sollen wir nun also das komplette Feld auf den Kompost hauen? Nein!
Dieser Broccoli schmeckt genauso gut wie „schöner“. Er wurde mit genau demselben Kraft- und Kosteneinsatz angebaut. Und deswegen bieten wir ihn trotzdem zum Verkauf an.
Einzig die Lagerfähigkeit ist hier eingeschränkt. Er sollte so schnell wie möglich zubereitet und bis dahin in ein feuchtes Tuch eingeschlagen werden, damit die kleinen Blüten nicht die Köpfe hängen lassen.

Da ist er also: der „Klimawandel-Broccoli“. Nicht 1. Wahl, nicht 2. Wahl, sondern in diesem Fall die einzige Wahl.
 

Wir setzen auf Ihre Solidarität und Ihr Verständnis - herzlichen Dank!
 

[Hier] geht´s zum Broccoli im Shop.

 

 

Kommentare
21.06.2021 - 09:54 - Torsten
Antwort
Können sie etwas dazu sagen, worauf ich achten muss, um die "Klimawandel"-Anzeichen von tatsächlich schlecht gewordenem Broccoli zu unterscheiden? (Der Broccoli in dem Bild z.B. sieht für mich verschimmelt aus.)
21.06.2021 - 10:31 - Gut Paulinenwäldchen
Antwort
Schimmel erkennt man in der Regel daran, dass 1. die betreffende Stelle feucht und "matschig" ist und 2. ein Pilzflaum - also feine Fäden - zu sehen sind. Bei den bräunlichen Stellen hier auf dem Bild handelt es sich um Einzelblüten, die leicht eingetrocknet sind. (Bei Eingabe von "Broccoli Schimmel" in eine gängige Suchplattform für Bilder ist der Unterschied deutlich erkennbar). Würden diese trockenen Blüten nun nass werden, bestünde allerdings in der Tat die Gefahr, dass Schimmelsporen dort keimen.
21.06.2021 - 13:23 - Familie Draht
Antwort
Wir als Ackerkunden finden es klasse, wie Sie mit der Situation umgehen. Wir unterstützen es sehr, dass kein unperfektes Gemüse entsorgt wird und fühlen uns zudem gut informiert. :)
21.06.2021 - 16:48 - Jasmin
Antwort
Wenn man den Brokkoli in ein feuchtes Tuch einschlägt zwecks Haltbarkeit, dann werden die Blüten doch nass, wodurch sie Schimmeln könnten? Ist ein feuchtes Tuch dann das Richtige?
22.06.2021 - 10:08 - Gut Paulinenwäldchen
Antwort
Das ist prinzipiell richtig. Hier ist abzuwägen zwischen dem Schutz vor Verdunstung und dem Risiko von Fäulnis/Schimmel. Ein Kompromiss ist es eben, wenn man den Broccoli zwar in ein feuchtes Tuch schlägt, ihn darin aber nicht noch mehrere Tage lagert, sondern schnellstmöglich verarbeitet. Wichtig ist auch der Unterschied zwischen "feucht" und "nass". Ein feuchtes Tuch hält die Luftfeuchtigkeit um den Broccoli hoch, ohne, dass sich darauf wirklich Tropfen bilden. Meist braucht es zur Auskeimung der Schimmelsporen nämlich "stehende" Feuchtigkeit = Tropfen. Das Tuch sollte also angefeuchtet, dann aber noch einmal kräftig ausgewrungen werden. Wer das Risiko für Schimmel minimieren möchte, legt den Broccoli ohne Tuch in den Kühlschrank, muss dann allerdings damit rechnen, dass er ziemlich schnell "lasch" wird. Den 100%igen Weg gibt es hier natürlich nicht.

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