20.04.2022 - Tags:

Nachgedacht und nachgefragt: Die Sache mit den Eiern

Seit Anfang 2022 ist das Töten von männlichen Küken in Deutschland verboten.

Wir haben bereits darüber berichtet, als es um die Preissteigerung ging. Nun schauen wir uns das Ganze etwas genauer an.


Ohne männliche Küken gibt es keine Eier

Wenn man Eier konsumieren möchte, müssen dafür Legehennen gezüchtet werden. Bei der Zucht wachsen jedoch zwangsläufig in ungefähr der Hälfte aller Eier männliche Küken heran. Allein in Deutschland sind das jedes Jahr ungefähr 45 Millionen männliche Küken, die bislang kurz nach dem Schlüpfen geschreddert oder mit Gas getötet wurden (Quelle: Focus 13.04.2017).
 

Das neue Verfahren

Mit der Geschlechtsbestimmung im Brutei (In-ovo-Geschlechtsbestimmung) lässt sich nun vor dem Schlupf prüfen, ob im Ei ein weibliches oder männliches Küken heranwächst. Eier, in denen sich weibliche Küken entwickeln, werden weiter bebrütet; das Bebrüten der männlichen Embryonen wird abgebrochen.

Technisch möglich ist die Geschlechtsbestimmung im Moment ab dem 7. Brut-Tag. Zu diesem Zeitpunkt ist ein Schmerzempfinden der Embryos schon vorhanden.

Der Bioland-Verband lehnt die In-ovo-Geschlechtsbestimmung daher ab.
 

Die Alternative

Wer das neue Verfahren ablehnt und die Hähne aufziehen möchte, steht nach wie vor vor folgendem Problem: Unsere Gesellschaft hat für männliche Tiere aus der Legehennenzucht keine Verwendung.
Diese auf maximale Legeleistung gezüchteten Rassen setzen nämlich kaum Fleisch an, das man zum Beispiel als Brathähnchen anbieten könnte.

Wie lässt sich dieses Dilemma nun also lösen?

Die Verbände Bioland und Demeter beschäftigen sich bereits seit Jahren intensiv mit dieser Frage.

„Zweinutzungshuhn“ heißt das Stichwort, das Hähnen wieder eine Lebensberechtigung ermöglicht.

Die Ökologische Tierzucht gGmbH, eine Initiative von Bioland und Demeter, hat mit den Rassen „Cream“ und „Coffee“ klassische Zweinutzungshühner gezüchtet. Das Ziel ist, beide Geschlechter als wirtschaftlich eigenständige Tiere halten zu können.

Zweinutzungshühner sind daher ein Kompromiss - sie legen weniger Eier und setzen weniger Fleisch an als auf Extreme gezüchtete Rassen. Der Einsatz dieser Rassen ist aus wirtschaftlicher Sicht also auch weniger attraktiv, denn die Eier und das Fleisch sind teurer.

Allerdings - und das ist unserer Meinung nach ein guter Grund für einen höheren Preis - gibt es hier keine „Abfall-Tiere“.
 

"Bruderhahn"-Initiativen - nur eine Zwischenlösung?

Interessant ist ein Blick auf die konventionelle „Eierproduktion“, aus der immerhin 86% aller verzehrten oder verarbeiteten Eier immer noch stammen.

Diese hat auf die erhöhte Aufmerksamkeit des Konsumenten schon vor einigen Jahren reagiert. Es sind Initiativen und Projekte entstanden: zum Beispiel „Spitz und Bube“ bzw. „Herzbube“ von der REWE Group (REWE und Penny) sowie „ohne Küken töten“ von Aldi Süd. Gleichzeitig unterstützten diese Unternehmen die Forschung am In-ovo-Verfahren, das ja nun auch zum Einsatz kommt.

Obwohl sie vereinzelt auch spezielle Bruderhahn-Produkte anbieten, bleibt abzuwarten, ob nicht auf lange Sicht doch das In-ovo-Verfahren "übernimmt" und diese Projekte auslaufen. Wir sind gespannt.

Jeder Konsument hat es letztendlich durch seine Kaufentscheidung selbst in der Hand, welches Tierhaltungsverfahren er unterstützt.

Für weitere Infos:
https://www.oekotierzucht.de

https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/kueken-toeten-das-sind-die-alternativen

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/toetung-von-eintagskueken-vorbei-zumindest-fuer-eier-aus-deutschland-11924

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