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Sommer 21 vs Sommer 22
In wenigen Branchen hängen Arbeitsaufkommen, Abläufe und letztendlich der Erfolg so sehr vom Wetter ab wie in der Landwirtschaft.
In einem feuchteren Jahr gibt es dabei andere Dinge zu beachten und zu tun als in einem trockeneren. Arbeit nach Schema F ist bei uns also nicht angesagt.
2021 war der regenreichste Sommer seit 10 Jahren, 2022 ist hingegen sehr heiß und sehr trocken verlaufen. Der Kontrast könnte kaum größer sein.
Was macht denn nun genau den Unterschied aus?
"zu trocken" besser als "zu nass" - ABER
Ganz allgemein gesprochen ist für uns beim Ackerbau eine zu trockene Witterung besser zu händeln als eine zu nasse.
Einen trockenen Boden können wir ganz normal bearbeiten - um zum Beispiel Unkraut zu entfernen - und nach Bedarf bewässern. Bei einem zu nassen Boden sind wir hingegen quasi zum Nichtstun verdammt, denn das Wasser lässt sich ja nicht entfernen. Eine Bearbeitung mit Maschinen ist dann auch nicht mehr möglich, weil das den Boden verdichten würde. Im allerschlimmsten Fall faulen die Pflanzenwurzeln und es kommt zum Totalausfall, ohne, dass wir etwas dagegen tun können.
Eine so extreme Trockenheit wie jetzt bringt uns allerdings personell und materiell an die Grenzen!
Aktuell sind 1-2 Personen 6 Tage die Woche 10 Stunden am Tag mit nichts anderem beschäftigt als zu wässern bzw. die Technik und Maschinen zu betreuen, die dies tun. Und dabei bekommt jede Pflanze auch nur das Allernötigste an Wasser ab. Das müssen wir mittlerweile auch zukaufen, weil das Brunnenwasser nicht reicht.
Der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung zeigt eindrücklich, dass kein pflanzenverfügbares Wasser im Boden vorhanden ist.
Wie sich das auf die Herbstkulturen auswirkt, die momentan eigentlich richtig kräftig wachsen sollten, aber von uns nur gerade so am Leben gehalten werden können, ist unklar. Auch die Qualität der Kartoffeln, die jetzt in den Erdhügeln tagtäglich sehr hohen Temperaturen ausgesetzt sind, lässt sich nicht vorhersehen.
Schädlinge und Krankheiten
Im feuchten Sommer 21 überwogen Pilzkrankheiten, zum Beispiel an Zucchini und Kartoffeln, aber auch an Salaten. Zudem wucherte das Unkraut.
In diesem trockenen Jahr sind es vor allem Insekten, die dem Gemüse schaden. Besonders die Kohlweißlinge konnten sich sehr gut verbreiten und in unseren Kohlbeständen Tausende von Eiern legen, die sich mittlerweile zu gefräßigen Raupen entwickelt haben.
Und wie ist es mit den Tieren?
Wenn, wie aktuell, selbst die Weiden unten im Wurmtal nicht mehr wachsen, müssen wir die Mutterkuhherde/n zurück auf den Hof holen um sie dort am Stall zufüttern zu können. Dieses Futter wird uns im Winter fehlen, zumal auch nicht genug neues Heu geschnitten werden kann.
Auch die Temperatur spielt eine Rolle. Besonders den Schweinen macht die Hitze zu schaffen, da sie nicht schwitzen können. Wir haben für sie eine Sprinkler-Anlage installiert, die regelmäßig kühlende Duschen verteilt.
Interessanterweise scheint die Legeleistung der Hühner in diesem Jahr bislang kaum von der Hitze beeinflusst worden zu sein. Dies ist in heißen Sommer öfters zu beobachten. Dauerhaft nasse Witterung wie 2021 ist für Hühner allerdings auch nicht ideal. Feuchtigkeit im Stall, die unweigerlich von den freilaufenden Tieren mit hinein gebracht wird, kann leicht zu Schimmelbildung und Krankheiten führen.
Jedes Jahr bringt seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich. Mit viel Erfahrung und Flexibilität konnten wir bislang alle meistern.
Was die Wasserversorgung und überhaupt das Überleben unserer Gemüsepflanzen angeht, waren wir allerdings noch nie in einer solchen Bredouille und Ungewissheit!
Bildquelle: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, https://www.ufz.de/index.php?de=37937
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