23.04.2025 - Tags:

Samenfest oder Hybrid – worauf es beim Saatgut ankommt

Wenn im Winter und Frühjahr die Anbauplanung läuft, kommt stets eine entscheidende Frage auf: Welches Saatgut bzw. welche Jungpflanzen sollen gekauft werden?

Dabei geht es nicht nur um Ertrag oder Geschmack – sondern um Grundsatzentscheidungen für die Vielfalt auf dem Acker, die Unabhängigkeit der Bauern und letztlich auch um unsere Ernährungssouveränität.

Samenfestes Saatgut ist in diesem Zusammenhang ein Begriff, der immer häufiger fällt. Es bezeichnet Sorten, die sich auf natürliche Weise vermehren lassen, aus denen also auch in der nächsten Generation wieder Pflanzen mit ähnlichen Eigenschaften hervorgehen. Landwirte und Gärtner können ihr Saatgut selbst gewinnen, weiterentwickeln und an ihre Böden und Klimabedingungen anpassen.

Demgegenüber stehen sogenannte F1-Hybriden. Das sind Kreuzungen zweier gezielt gezüchteter Elternlinien. Sie vereinen in der ersten Generation besonders gewünschte Eigenschaften wie Ertrag, Einheitlichkeit oder Krankheitsresistenz. Genau das macht sie für die professionelle Landwirtschaft und den Handel so attraktiv. Diese sogenannte „Hybridkraft“ (Heterosis-Effekt) zeigt sich aber nur in dieser ersten Generation.

Die Samen der F1-Pflanzen können zwar theoretisch wieder ausgesät werden, bringen dann aber nicht dieselben Ergebnisse: Geschmack, Wuchs und Ertrag fallen oft sehr unterschiedlich aus. Deshalb ist ein Nachbau nicht sinnvoll, und Landwirte müssen das Saatgut jedes Jahr neu kaufen.

Der Einsatz von samenfestem Saatgut fördert die Sortenvielfalt, macht unabhängig von Konzernen und hilft, alte oder regionale Sorten zu erhalten. Gerade in Zeiten des Klimawandels kann diese genetische Vielfalt Gold wert sein.

Trotzdem ist der Alltag auf dem Feld selten schwarz-weiß. Auch wir stehen jedes Jahr vor der Entscheidung, welche Sorten wir anbauen – und wägen dabei zwischen Idealen und praktischen Anforderungen ab.

Gerade für den Großhandel müssen unsere Produkte oft bestimmten Anforderungen an Aussehen und Reifeverhalten entsprechen. Allein für die Logistik, beispielsweise wie viele Kohlköpfe jeweils in eine Kiste gepackt werden, ist es ganz entscheidend, dass diese in etwa gleich groß sind.

Deshalb greifen wir in manchen Kulturen auf F1-Hybriden zurück – und nutzen samenfeste Sorten vor allem dort, wo Vielfalt und Geschmack im Vordergrund stehen. Das sind unter anderem alle Kulturen, die wir nicht als Jungpflanzen kaufen, sondern selbst auf dem Feld aussäen: rote und gelbe Bete, Radieschen, Schnittmangold, Spinat, Bohnen und Schoten, Mairübchen und Möhren.

Letztlich geht es nicht um ein „entweder oder“, sondern darum, bewusst zu entscheiden, wo Vielfalt, Autonomie und ökologische Prinzipien Vorrang haben – und wo wirtschaftliche Zwänge den Ausschlag geben. Die gute Nachricht: Mit jeder samenfesten Pflanze, die wir anbauen, setzen wir ein Zeichen für mehr Vielfalt auf unseren Feldern und Tellern.

 

 

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